IDEAS home Printed from https://ideas.repec.org/p/zbw/iwkrep/392019.html
   My bibliography  Save this paper

Tägliches (Vor-)Lesen steigert die schulischen Leistungen: Ergebnisse zu den längerfristigen Effekten auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels

Author

Listed:
  • Geis-Thöne, Wido

Abstract

Dass es für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sehr förderlich ist, wenn sie zunächst regelmäßig vorgelesen bekommen und später selbst lesen, ist allgemein bekannt und nicht umstritten. Dennoch gibt es keine empirischen Untersuchungen für Deutschland, die die positiven Langfristeffekte belegen und quantifizieren. Vor diesem Hintergrund wurde mittels multivariater Analysen auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) untersucht, wie sich das tägliche Vorlesen mit sechs Jahren und Lesen in der Freizeit mit zehn Jahren auf die Schulnoten vier Jahre später und den Übergang auf die weiterführenden Schulen auswirken. Um den tatsächlichen Wirkungszusammenhang zu ermitteln, wurde dabei der familiäre Hintergrund der Kinder kontrolliert, da dieser sowohl das Leseverhalten als auch den Schulerfolg beeinflussen kann. Im Ergebnis zeigt sich, dass Kinder, die mit zehn Jahren täglich in ihrer Freizeit gelesen haben, mit vierzehn Jahren mit einer um 10 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit ein Gymnasium besuchen. Auch für das tägliche Vorlesen mit sechs Jahren findet sich ein positiver Effekt in der Größenordnung von 3 Prozentpunkten, wobei die Messungenauigkeit hier allerdings so groß ist, dass nicht komplett ausgeschlossen werden kann, dass an sich gar kein Zusammenhang besteht. Anders stellt sich die Lage bei der Deutschnote im Alter mit zehn Jahren dar, die bei den Kindern, die im Alter von sechs Jahren regelmäßig vorgelesen bekommen haben, unter sonst gleichen Bedingungen um 0,18 besser ausfällt. Lesen die Kinder im Alter von zehn Jahren täglich in ihrer Freizeit, ist die Deutschnote im Alter von vierzehn Jahren mit 0,21 um fast eine Viertelnote bes-ser und bei der Note in der ersten Fremdsprache ist der Effekt mit 0,25 sogar noch etwas größer. Auch die Mathematiknoten sind bei den Kindern, die täglich vorgelesen bekommen und gelesen haben, tendenziell etwas besser. Damit möglichst alle Kinder von den positiven Effekten des Vorlesens und des Selbstlesens profitieren können, sollte die Leseförderung in den Kindergärten und Grundschulen deutlich ausgebaut werden. Ehrenamtliche Lesepaten leisten hier bereits heute einen großen Beitrag und ihr Engagement sollte weiter gefördert werden. Insbesondere in den Kindergärten und Schulen, die in größerem Maße von Kindern aus Elternhäusern, in denen kaum vorgelesen und gelesen wird, besucht werden, sollte allerdings auch das reguläre Personal im Bereich der Leseförderung noch stärker tätig und entsprechend aufgestockt werden. Gelingt es so, die Kinder im Grundschulalter zum regelmäßigen Lesen zu motivieren, werden sie dies mit größerer Wahrscheinlichkeit auch noch in ihrer Jugend tun. Multivariaten Analysen auf Basis des SOEP zufolge weist die Lesebiografie nämlich ein hohes Maß an Kontinuität auf, sobald die Kinder selbst lesen können, wohingegen der Einfluss des familiären Hintergrunds mit zunehmendem Alter zurückgeht.

Suggested Citation

  • Geis-Thöne, Wido, 2019. "Tägliches (Vor-)Lesen steigert die schulischen Leistungen: Ergebnisse zu den längerfristigen Effekten auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels," IW-Reports 39/2019, Institut der deutschen Wirtschaft (IW) / German Economic Institute.
  • Handle: RePEc:zbw:iwkrep:392019
    as

    Download full text from publisher

    File URL: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/206619/1/1681668351.pdf
    Download Restriction: no
    ---><---

    More about this item

    JEL classification:

    • C23 - Mathematical and Quantitative Methods - - Single Equation Models; Single Variables - - - Models with Panel Data; Spatio-temporal Models
    • I20 - Health, Education, and Welfare - - Education - - - General
    • J13 - Labor and Demographic Economics - - Demographic Economics - - - Fertility; Family Planning; Child Care; Children; Youth

    NEP fields

    This paper has been announced in the following NEP Reports:

    Statistics

    Access and download statistics

    Corrections

    All material on this site has been provided by the respective publishers and authors. You can help correct errors and omissions. When requesting a correction, please mention this item's handle: RePEc:zbw:iwkrep:392019. See general information about how to correct material in RePEc.

    If you have authored this item and are not yet registered with RePEc, we encourage you to do it here. This allows to link your profile to this item. It also allows you to accept potential citations to this item that we are uncertain about.

    We have no bibliographic references for this item. You can help adding them by using this form .

    If you know of missing items citing this one, you can help us creating those links by adding the relevant references in the same way as above, for each refering item. If you are a registered author of this item, you may also want to check the "citations" tab in your RePEc Author Service profile, as there may be some citations waiting for confirmation.

    For technical questions regarding this item, or to correct its authors, title, abstract, bibliographic or download information, contact: ZBW - Leibniz Information Centre for Economics (email available below). General contact details of provider: https://edirc.repec.org/data/iwkolde.html .

    Please note that corrections may take a couple of weeks to filter through the various RePEc services.

    IDEAS is a RePEc service. RePEc uses bibliographic data supplied by the respective publishers.