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Seit dem EU-Beitritt der ehemals sozialistischen Länder im östlichen Teil Europas und dem Auslaufen der darüber hinaus noch geltenden Einschränkungen bei der Freizügigkeit ist von dort eine sehr starke Zuwanderung nach Deutschland erfolgt. So ist die Anzahl der Personen mit Staatsangehörigkeiten der neuen EUMitgliedsländer in Deutschland zwischen dem 31.12.2009 und dem 31.12.2024 um 2,15 Millionen von 966.000 auf 3,11 Millionen gestiegen. Allein diese Zunahme entspricht einem Anteil von 2,6 Prozent der aktuellen Gesamtbevölkerung. Hiervon hat der vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zunehmend von Engpässen betroffene deutsche Arbeitsmarktsehrstark profitiert. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Staatsangehörigkeiten der neuen EU-Mitgliedsländer hat zwischen Januar 2010 und 2025 um rund 1,42 Millionen von 254.000 auf 1,68 Million zugenommen, womit der Anstieg 4,1 Prozent der aktuellen Gesamtbeschäftigung entspricht. Gleichzeitig sind nur 113.000 erwerbsfähige Beziehende von Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch, derzeit Bürgergeld, mit Staatsangehörigkeiten der neuen EUMitgliedsländer hinzugekommen, was 2,9 Prozent des aktuellen Gesamtbestands entspricht. Dabei haben nicht nur die Metropolen, sondern auch viele ländliche Bereiche in Deutschland profitiert. So haben sich etwa auch viele Personen aus den neuen EU-Mitgliedsländern im westlichen Niedersachsen niedergelassen. Allerdings dürfte diese Erfolgsgeschichte inzwischen abgeschlossen sein. So sind der Ausländerstatistik zufolge im Jahr 2024 mehr Personen mit Staatsangehörigkeiten der neuen EU-Mitgliedsländer ab- als zugewandert und ihre Beschäftigung war ebenfalls leicht rückläufig. Ob sich hieraus eine stärkere Rückwanderungsbewegung entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Dagegen spricht, dass das Wohlstandsniveau in den ehemals sozialistischen Ländern noch immer wesentlich niedriger ist als in Deutschland, obschon in den letzten Jahrzehnten ein starker Aufholprozess stattgefunden hat. Mit großer Sicherheit lässt sich davon ausgehen, dass es auf absehbare Zeit nicht wieder zu einer starken Zuwanderung nach Deutschland kommen wird, da in den neuen EU-Mitgliedsländern aus demografischer Sicht kaum mehr Migrationspotenziale vorhanden sind. So muss die deutsche Migrationspolitik auch vorwiegend im außereuropäischen Bereich Fachkräfte gewinnen, um Wachstum und Wohlstand im Land zu sichern. Im September 2024 übten 944.000 Personen mit Staatsangehörigkeiten der neuen EU-Mitgliedsländer derartige Tätigkeiten aus, die typischerweise einen beruflichen oder akademischen Abschluss voraussetzen. Gleichzeitig müssen Strategien zur Sicherung des Arbeitskräfteangebots im Bereich der Saisonbeschäftigung und weiterer einfacher Tätigkeiten, die derzeit häufig von Personen aus den neuen EU-Mitgliedsländern ausgeübt werden, entwickelt werden. Ansonsten drohen auch hier Engpässe, da die Unternehmen trotz an sich ausreichendem Angebot an Arbeitssuchenden mit Qualifikationen im Helferbereich im Inland häufig kaum geeignete Bewerber finden.
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- F22 - International Economics - - International Factor Movements and International Business - - - International Migration
- J15 - Labor and Demographic Economics - - Demographic Economics - - - Economics of Minorities, Races, Indigenous Peoples, and Immigrants; Non-labor Discrimination
- J21 - Labor and Demographic Economics - - Demand and Supply of Labor - - - Labor Force and Employment, Size, and Structure
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