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Im Jahr 1992 sind nach dem Ende der Sowjetunion 15 neue unabhängige Nachfolgestaaten entstanden. Die gesamtwirtschaftliche und finanzielle Lage der Russischen Föderation war damals besonders schwierig und 1998 kam es sogar zu einer schwerwiegenden Finanzmarktkrise. Doch gelang es in den 2000er Jahren, hohe Wachstumsraten von mehr als 5 Prozent zu erzielen, die die wirtschaftliche Kluft zwischen Russland und den Industrieländern verringerten. Dieser Fortschritt wurde jedoch weitgehend durch steigende Ölpreise und nicht durch den Strukturwandel der Wirtschaft unterstützt. Das Land hat immer noch mit einer hohen Korruption, einer mangelnden Wettbewerbsfähigkeit und Bürokratie zu kämpfen. Dieses dynamische Wachstum ist vor allem seit dem Jahr 2014 zurückgegangen. In diesem Jahr haben die US-Regierung und die EU als Reaktion auf die russische Annexion von der Halbinsel Krim und der Hafenstadt Sewastopol Sanktionen verhängt. Als Reaktion darauf und aufgrund des gleichzeitigen Rückgangs des Ölpreises versuchte Russland, mit strikten Sparmaßnahmen die makroökonomische Situation zu stabilisieren, den Staatshaushalt zu stärken, mehr Reserven aufzubauen und sich dadurch mehr Unabhängigkeit zu schaffen. Russland wurde auf diese Weise resistenter gegenüber einer globalen Krise, was auch in Zeiten der Corona Krise ein Vorteil ist. Obwohl die gegenseitigen Wirtschaftssanktionen zu einem Einbruch des Handels geführt haben, ist Deutschland einer der wichtigsten Handelspartner Russlands. Die Bundesrepublik war im Jahr 2019 das zweitwichtigste Lieferland und das drittwichtigste Abnehmerland. Obwohl Russland aus deutscher Sicht nicht zu einem der wichtigsten Handelspartner zählt, ist es einer seiner wichtigsten Energielieferanten. 36 Prozent der gesamten Kohleimporte Deutschlands kommen aus Russland. Beim Rohöl liegt sein Anteil bei rund 33 Prozent. Die Corona-Krise hat die russische Wirtschaft stark getroffen. Laut der offiziellen Daten gab es Ende Juni 2020 rund 640.000 Infizierte und mehr als 9.000 Todesfälle in Russland. Nur die USA und Brasilien sehen sich noch höheren Infektionszahlen ausgesetzt. Die Pandemie hat dazu geführt, dass die Nachfrage nach Öl weltweit stark eingebrochen ist, was einen starken Verfall der Ölpreise ausgelöst hat. Diese Entwicklungen hatten auch negative Konsequenzen auf die russische Landeswährung. Eine Abwertung des Rubel ist für die stark importabhängige russische Wirtschaft überwiegend von Nachteil. Die negativen Effekte der Corona-Krise werden auch das Wirtschaftswachstum Russlands beeinträchtigen. Der IMF prognostiziert für Russland einen Rückgang der wirtschaftlichen Leistung von 6,6 Prozent im Jahr 2020 (IMF, 2020). Seine Industrieproduktion reduzierte sich im April bereits um 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Vor allem die Gewinnung von Öl und Gas, Metallerzen und Kohle trug zum verlangsamten Wachstum der Industrieproduktion bei. Auch der Arbeitsmarkt wurde im April zunehmend belastet, die Arbeitslosenquote stieg auf 5,8 Prozent (von 4,7 Prozent in März) und die Teilzeitbeschäftigung nahm zu. Der private Konsum ging ebenfalls zurück. Wie indirekte Konjunktur-Indikatoren vermuten lassen, wird sich die schwache Wirtschaftstätigkeit fortsetzen. Als Antwort auf die Krise hat die Bank of Russia vor Kurzem den Leitzins um 100 Basispunkte auf 4,5 Prozent pro Jahr gesenkt und die Regierung Finanzhilfen angekündigt. Ob diese Maßnahmen ausreichen, um die Wirtschaft anzukurbeln, bleibt abzuwarten. Die Wirtschaft und Handelsbeziehungen Russlands werden in den nächsten Monaten erneut stark auf die Probe gestellt.
Suggested Citation
Beer, Sonja, 2020.
"Russland: Wirtschaft und Handelsbeziehung unter Stress,"
IW-Reports
32/2020, Institut der deutschen Wirtschaft (IW) / German Economic Institute.
Handle:
RePEc:zbw:iwkrep:322020
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- E66 - Macroeconomics and Monetary Economics - - Macroeconomic Policy, Macroeconomic Aspects of Public Finance, and General Outlook - - - General Outlook and Conditions
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