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Sozialkapital und Delinquenz

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  • Meyer, Susanne

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Durch Sozialkapital werden Zugangsmöglichkeiten zu sozialen Ressourcen bereitgestellt, die einen Nutzen für die Mitglieder eines Netzwerkes beherbergen. Diese Ressourcen sind formeller oder informeller Art. Im Sinne Bourdieus liegen sie als aktuelle oder potentielle Ressourcen vor und bedürfen reziproker Beziehungen um ihren Erhalt zu gewährleisten. Bei einem Missbrauch der Beziehungen oder einem Verstoß gegenüber geltenden Normen und Regeln innerhalb dieses Netzwerkes wird Sozialkapital zerstört. Regelkonformen Netzwerkmitgliedern stehen - zur Wahrung der Normen - Sanktionsmöglichkeiten zur Verfügung, die bis zum Ausschluss aus der Gruppe führen können. Durch diese mögliche Reduzierung der Zugänge zu sozialen Ressourcen verfügt Sozialkapital über einen Abschreckungseffekt und kann in die ökonomische Theorie der Kriminalität eingebunden werden. Unter der Annahme von rationalem Verhalten werden die erwarteten - sozialen und monetären - Folgen bei abweichendem und die bei regelkonformem Verhalten gegeneinander abgewägt. Daraus leitet sich die Hypothese ab, dass die Neigung sich abweichend zu verhalten, mit der Höhe des Sozialkapitals abnimmt. Die Arbeit überprüft die Existenz eines solchen Zusammenhangs zwischen Sozialkapital und Delinquenz. Der zugrunde liegende Datensatz enthält Querschnittsdaten für 1.193 Insassen aus deutschen Strafanstalten und einer zugehörigen - zum Zeitpunkt der Erhebung im Jahr 2004 kriminell unauffälligen - Bevölkerungsstichprobe als Kontrollgruppe mit 1.771 Beobachtungen. In einem deskriptiven Abschnitt der Arbeit werden verschiedene in der Literatur gängige Variablen zur Erfassung des Sozialkapitalbestandes vorgestellt, sowie weitere Determinanten, die durch interdisziplinäre Theorien des abweichenden Verhaltens motiviert sind. Eine Clusteranalyse schließt den beschreibenden Teil der Arbeit ab. Hierbei werden homogene Gruppen hinsichtlich ihres Bestandes an Sozialkapital identifiziert und anschließend ihr abweichendes Verhalten untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Gruppen gefunden werden, die entweder stärker durch kriminell auffällige oder aber stärker durch kriminell unauffällige Personen charakterisiert sind. Zudem findet sich ein gemischtes Cluster, in dem die Anteile an Personen mit unterschiedlicher Kriminalitätsbelastung gleich verteilt sind. Diese " Risikogruppe " gibt einen Hinweis darauf, dass Sozialkapital zu existieren scheint, welches zu erfolgreichem aber unter bestimmten Rahmenbedingungen auch zu weniger erfolgreichem Legalverhalten führen kann. Mit Hilfe von Regressionsanalysen wird der Einfluss von Sozialkapital auf das kriminelle Verhalten insgesamt, sowie nach einzelnen Straftaten(-gruppen) untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Sozialkapital vor allem weniger ökonomisch motivierte Straftaten reduziert, wie das Begehen von Gewaltdelikten. Als weiteres Resultat wurde die Bedeutung der Quelle des Sozialkapitals identifiziert. Während jenes Sozialkapital, das durch die enge Familie akkumuliert wird, in erster Linie kriminalitätshemmend wirkt, fördert insbesondere das Sozialkapital, welches aus dem Freundeskreis gebildet wird, abweichendes Verhalten. Die Höhe des Einflusses von Sozialkapital fällt allerdings, verglichen zu weiteren Merkmalen, eher gering aus. Als stark kriminalitätshemmend haben sich stabile (klassische) familiäre Strukturen sowie stabile " persönliche Verfassungen " herausgestellt. Sind diese nicht vorhanden, d.h. fehlt die Eingebundenheit in die Familie und kommen persönliche Problemlagen, wie Alkohol- bzw. Drogenprobleme oder massive Opfererfahrung dazu, scheint die Risikobereitschaft hinsichtlich abweichendem Verhalten sehr viel stärker ausgeprägt zu sein. Dieses Ergebnis wird bei allen Straftatengruppen hinweg festgestellt.

Suggested Citation

  • Meyer, Susanne, 2007. "Sozialkapital und Delinquenz," Publications of Darmstadt Technical University, Institute for Business Studies (BWL) 38300, Darmstadt Technical University, Department of Business Administration, Economics and Law, Institute for Business Studies (BWL).
  • Handle: RePEc:dar:wpaper:38300
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    Cited by:

    1. Entorf Horst, 2009. "Crime and the Labour Market: Evidence from a Survey of Inmates," Journal of Economics and Statistics (Jahrbuecher fuer Nationaloekonomie und Statistik), De Gruyter, vol. 229(2-3), pages 254-269, April.

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    Social Capital; Crime;

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