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Rheuma und Psyche: Zu Risiken und Nebenwirkungen der modernen Arbeitswelt

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  • Eberstein, Benita von

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Eine wissenschaftliche und gesundheitspolitische Beschäftigung mit arbeitsbedingten Risiken für rheumatische Erkrankungen (muskuloskelettale Erkrankungen) hat in der Bundesrepublik lange Zeit kaum stattgefunden. Dies scheint sich in den letzten Jahren zu ändern, nach wie vor aber richtet sich das Interesse fast ausschließlich auf körperliche, vor allem biomechanische Belastungen. Nur selten werden psychosoziale Belastungen und wenn, dann vorwiegend Streß und mit diesem verbundene Muskelverspannungen als Risikopotential in Erwägung gezogen. Dabei wird als Streßursache vor allem Leistungsüberforderung am Arbeitsplatz thematisiert. Vernachlässigt werden emotionale Probleme, und zwar in zweierlei Hinsicht: zum einen als integraler Bestandteil von Streßreaktionen, zum ändern als Folge von Frustrationen, Kränkungen oder Bedrohungen, die nicht (primär) aus dem Leistungsbereich stammen. Das vorliegende Papier soll dazu beitragen, dieses Defizit abzubauen, indem Befunde und Thesen der Psychorheumatologie, welche sich seit langem mit erhöhten Rheumarisiken bei bestimmten psychischen Prädispositionen beschäftigt, auf den Erwerbsarbeitsbereich bezogen werden. Insbesondere chronische Angst, Aggressivität und deren Hemmung können zu erheblichen Tonuserhöhungen der Muskulatur führen und damit offenbar auf die Dauer das Rheumarisiko erhöhen. Dabei dürfte es im Hinblick auf die Erkrankungswahrscheinlichkeit unerheblich sein, ob chronische emotionale Erregung aus inneren (psychischen Konflikten) oder äußeren Bedingungen der Arbeitswelt, und ob Emotionshemmung aus inneren oder äußeren Zwängen resultiert: innere und äußere Ursachen können im Hinblick auf chronische Muskelanspannungen als funktional äquivalent gelten. Wenn hier wirklich eine bislang vernachlässigte zusätzliche Dimension der Rheumagefährdung im Arbeitsleben besteht, dann ist mit einem erheblich größeren Risikopotential zu rechnen als nach herkömmlichen Erklärungsansätzen angenommen wird. Besonders groß wäre die Gefährdung für psychisch bereits prädisponierte Menschen, aber auch für bestimmte Beschäftigtengruppen, die im Arbeitsalltag ohnehin schon von biomechanischen und Streßbelastungen durch Leistungsdruck besonders betroffen sind. Abschließend werden verschiedene Problemdimensionen skizziert, die mit wirtschaftlichen Modernisierungs- und Rationalisierungsprozessen verbunden sind und ein erhebliches Angst- und Aggressionspotential sowie zunehmende Zwänge zur Emotionshemmung enthalten; damit kann sich das Risiko für rheumatische (und andere) Erkrankungen für (noch) Beschäftigte und Arbeitslose weiter erhöhen.

Suggested Citation

  • Eberstein, Benita von, 1996. "Rheuma und Psyche: Zu Risiken und Nebenwirkungen der modernen Arbeitswelt," Discussion Papers, Research Group Public Health P 96-204, WZB Berlin Social Science Center.
  • Handle: RePEc:zbw:wzbhea:p96204
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    1. Friczewski, Franz, 1988. "Sozialökologie des Herzinfarkts: Untersuchungen zur Pathologie industrieller Arbeit," EconStor Books, ZBW - Leibniz Information Centre for Economics, number 122917, July.
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