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Aktivierungspolitik und Erwerbsarmut

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  • Spannagel, Dorothee
  • Seikel, Daniel
  • Schulze Buschoff, Karin
  • Baumann, Helge

Abstract

Erwerbsarmut - auch bekannt als working poor - ist ein weit verbreitetes Phänomen in ganz Europa. Deutschland ist hierbei keine Ausnahme. Im Jahr 2014 war in Deutschland nahezu jeder zehnte Erwerbstätige zwischen 18 und 64 erwerbsarm. Wie lässt sich Erwerbsarmut wirksam bekämpfen? Welchen Einfluss hat die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik auf Erwerbsarmut? Ist aktivierende Arbeitsmarktpolitik ein geeignetes Mittel, um Erwerbsarmut zu senken? Der vorliegende Report analysiert auf Grundlage eines systematischen Vergleichs zwischen 18 EU-Mitgliedstaaten die Auswirkungen unterschiedlicher arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Instrumente auf Erwerbsarmut. Die Befunde zeigen, dass strenge Anspruchsvoraussetzungen für den Leistungsbezug und niedrige Lohnersatz- und Sozialleistungen das Risiko erhöhen, arm trotz Arbeit zu sein. Derartige Aktivierungspolitiken, die dem sogenannten Workfare- Ansatz entsprechen, steigern also das Erwerbsarmutsrisiko. Strenge Anspruchsvoraussetzungen und niedrige Lohnersatz- und Sozialleistungen sollen erwerbslose Personen dazu zwingen, auch schlecht entlohnte Arbeitsangebote anzunehmen. Dies kann dazu führen, dass aus armen Arbeitslosen arme Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen werden. Unzureichende staatliche Transfers können überdies zur Folge haben, dass das Haushaltseinkommen nicht über die Armutsschwelle hinauskommt. Die Untersuchung zeigt aber auch, dass investive aktive Arbeitsmarktpolitik, also Maßnahmen zur Verbesserung des Humankapitals wie Aus- und Weiterbildung, das Erwerbsarmutsrisiko senken kann. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass eine Kombination aus investiver aktiver Arbeitsmarktpolitik und auskömmlichen Lohnersatz- und Sozialleistungen der beste Weg ist, um Erwerbsarmut zu bekämpfen. Demnach sind Strategien, die dem Leitbild eines fördernden Wohlfahrtsstaates entsprechen, der erfolgversprechendste Ansatz zur Bekämpfung von Erwerbsarmut. Für Deutschland bedeutet dies, Möglichkeiten der beruflichen Qualifikation und Weiterbildung auszubauen und auch für atypisch und/oder im Niedriglohnbereich Beschäftigte zugänglich zu machen. Zudem muss die Arbeitsvermittlung verstärkt auf eine nachhaltige und qualifikationsgerechte Vermittlung von Erwerbslosen ausgerichtet werden. Darüber hinaus sollten die Zumutbarkeitsregeln im Hartz-IV-System entschärft werden. Schließlich muss sichergestellt werden, dass Lohnersatzleistungen und Hartz-IV-Leistungen Armut wirksam verhindern.

Suggested Citation

  • Spannagel, Dorothee & Seikel, Daniel & Schulze Buschoff, Karin & Baumann, Helge, 2017. "Aktivierungspolitik und Erwerbsarmut," WSI Reports 36, The Institute of Economic and Social Research (WSI), Hans Böckler Foundation.
  • Handle: RePEc:zbw:wsirep:36
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    Cited by:

    1. Schulze Buschoff, Karin & Hassel, Anke, 2019. "Rising employment, rising inequalitiy: Examining labour market development and policy in the third Merkel Government (2013 to 2017)," WSI Studies 18, The Institute of Economic and Social Research (WSI), Hans Böckler Foundation.
    2. Gustav A. Horn & Jan Behringer & Sebastian Gechert & Katja Rietzler & Ulrike Stein, 2017. "Was tun gegen die Ungleichheit?," IMK Report 129-2017, IMK at the Hans Boeckler Foundation, Macroeconomic Policy Institute.
    3. Philipp Heimberger, 2017. "Die Struktur der österreichischen Staatsausgaben im europäischen Ländervergleich," Wirtschaft und Gesellschaft - WuG, Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik, vol. 43(4), pages 569-586.
    4. Philipp Heimberger, 2017. "Österreichs Staatsausgabenstrukturen im europäischen Vergleich," wiiw Research Reports in German language 8, The Vienna Institute for International Economic Studies, wiiw.

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