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Interessenskonflikte in der beteiligungsorientierten Tarifpolitik: Eine Erörterung am Beispiel der Tarifrunde der EVG 2023

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  • Schwuchow, Torben

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Am Ende eines langen und turbulenten Arbeitskampfes im August 2023 einigten sich die Verhandlungsführer der EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft) mit der Deutschen Bahn AG auf ein Schlichtungsabkommen.1 Nach Angaben der Schlichter entsprach das Ergebnis "dem höchsten und teuersten Tarifabschluss in der Geschichte der Deutschen Bahn" (Tagesspiegel 2023). Tatsächlich ist diese Einschätzung nicht falsch. Nicht nur verglichen mit früheren Abschlüssen, auch im Vergleich zu den Abschlüssen anderer DGB-Gewerkschaften im selben Jahr, liest sich das Ergebnis als ein Erfolg für die Gewerkschaft (vgl. Schulten 2024, S. 13). Das wird jedoch nicht von allen Mitgliedern der Gewerkschaft so gesehen. In der Urabstimmung über das Schlichtungsergebnis stimmten lediglich 52 Prozent der EVG-Mitglieder für die Annahme (vgl. EVG 2023a). Auch in den Betrieben sowie in den sozialen Medien war die Kritik am Ergebnis deutlich spürbar. Das beste Ergebnis in der Geschichte der Gewerkschaft führte, wie es ein Tarifexperte der EVG ausgedrückt hat, paradoxerweise zum "größten Shitstorm und einer riesigen Unzufriedenheit" in großen Teilen der Mitgliedschaft (vgl. Eifler 2023). Dieses Paradoxon ist Ausgangspunkt für den vorliegenden Forschungsbericht. In einem qualitativen Forschungsprojekt habe ich die Gründe für die Unzufriedenheit in der Gewerkschaft untersucht und möchte die Ergebnisse dieser Forschung im Folgenden darlegen. Dabei konzentriere ich mich auf die von der EVG proklamierte Identität als "Mitmachgewerkschaft" und ihren Ansatz einer partizipativen Tarifpolitik. Die Einbeziehung von Mitgliedern wird in der Forschung über gewerkschaftliche Erneuerungsstrategien als eine zentrale Erfolgsstrategie angesehen. Wie ich anhand einer Auswertung von problemzentrierten Interviews mit haupt- und ehrenamtlichen Funktionären der EVG sowie ausgetretenen EVG-Mitgliedern zeigen möchte, sorgt aber genau diese Einbeziehung der Mitglieder in die Tarifpolitik aus unterschiedlichen Gründen für Unzufriedenheiten in der Gewerkschaft. Die Analyse dieser Unzufriedenheit bietet wertvolle Einblicke in die Herausforderungen, die sich vielen Gewerkschaften im Ausbau ihrer Organisationsmacht gegenwärtig stellen. Mein Bericht gliedert sich in vier Teile: Im ersten Abschnitt werde ich einen Überblick zum internationalen Forschungsstand über den Ausbau der gewerkschaftlichen Organisationsmacht durch partizipative Einbeziehung der Mitglieder geben. Im zweiten Teil stelle ich die EVG vor und beleuchte dabei einige Besonderheiten und Herausforderungen für Gewerkschaften im Bahnwesen in Deutschland. Im dritten Abschnitt wende ich mich der empirischen Analyse zu. Nach einer kurzen Darstellung der verwendeten Methoden, stelle ich anhand einer Auswertung des Interviewmaterials vier unterschiedliche Reaktionsweisen auf den Ansatz einer beteiligungsorientierten Tarifpolitik dar. In der abschließenden Diskussion werden die Ergebnisse der Studie hinsichtlich ihrer Implikationen für die Diskussion um gewerkschaftliche Erneuerungsstrategien reflektiert.

Suggested Citation

  • Schwuchow, Torben, 2025. "Interessenskonflikte in der beteiligungsorientierten Tarifpolitik: Eine Erörterung am Beispiel der Tarifrunde der EVG 2023," Analysen zur Tarifpolitik 108, The Institute of Economic and Social Research (WSI), Hans Böckler Foundation.
  • Handle: RePEc:zbw:wsieqt:315191
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