IDEAS home Printed from https://ideas.repec.org/p/zbw/jhtiwp/109.html
   My bibliography  Save this paper

Die alltägliche Bewältigung von Armut: Individuelle Handlungsstrategien unter der Bedingung materieller Knappheit in städtischen und ländlichen Räumen Mecklenburg-Vorpommerns

Author

Listed:
  • Knabe, André
  • Aretz, Benjamin
  • Biemann, Melanie
  • Braack, Mirko Kilian
  • Hanauer, Denise
  • Kundler, Lisa
  • Samula, Paul
  • Schwichtenberg, Nathalie
  • Klärner, Andreas

Abstract

Auf Basis einer qualitativen Analyse und Typisierung von 14 biographischen, 2013/14 durchgeführten Interviews mit von relativer Einkommensarmut betroffenen Menschen in städtischen und ländlichen Räumen Mecklenburg-Vorpommerns wird gezeigt, wie sich Armut im Alltag äußert. Weniger bedrohlich und einschränkend ist die Armutssituation für diejenigen, die es trotz Ausschluss aus dem Arbeitsmarkt und materieller Knappheit schaffen, soziale Teilhabe zu bewahren (Typ: 'angepasst und beständig") oder aus der Teilhabe heraus Perspektiven zur Überwindung der Armutssituation zu entwickeln (Typ: 'kämpferisch und widerständig"). Voraussetzung dafür ist die Verfügbarkeit (semi-)institutioneller Gelegenheitsstrukturen wie Stadtteilzentren, Vereine, Beratungsangebote, Maßnahmen der Jobcenter oder Aus- und Weiterbildungsangebote. Durch das Engagement in solchen Zusammenhängen erhalten die Befragten Anerkennung und das Gefühl, ihren Alltag selbst bestimmen zu können. Als schwer zu ertragende Zumutung betrachten hingegen diejenigen ihre Situation, die nur sehr kleine soziale Netzwerke haben, in denen nur noch engste Freunde und Familienangehörige existieren, und die sich aus Enttäuschung und Resignation aus darüberhinausgehenden sozialen Kreisen zurückziehen bzw. zurückgezogen haben oder sich in Ermangelung geeigneter Angebote in ihrer Region nicht einbringen (Typ: 'enttäuscht und resigniert"). Schließlich enthält das Sample noch eine Gruppe jüngerer Menschen, die in Ermangelung von Vorbildern und ernstzunehmenden Handlungsoptionen in ihrer Umgebung nicht in der Lage sind, eigene Perspektiven zu entwickeln. Ihre Zukunft hängt davon ab, welche Wege ihnen durch institutionelle Akteure aufgezeigt werden - oder nicht (Typ: 'hoffnungsvoll und orientierungslos"). Im Stadt-Land-Vergleich zeigt sich, dass die Armutsbewältigung für die Befragten in ländlichen Räumen häufig schwerer fällt, da hier Angebote des öffentlichen und kulturellen Lebens seltener bzw. mit weiteren Wegen und höheren Kosten verbunden sind. Wenn die Befragten ihre Situation als eine räumliche Benachteiligung der Region, in der sie leben, interpretieren, entstehen Resignation und Frust. Enttäuschung und Resignation sind zwar kein rein ländliches Problem, jedoch befördert die Wahrnehmung einer räumlichen und strukturellen Benachteiligung das subjektive Gefühl, von der gesellschaftlichen Entwicklung abgekoppelt zu sein. Andere Befragte aus dem untersuchten ländlichen Raum, die die Sache weniger resigniert betrachten, erwägen die Region zu verlassen, da sie sich woanders bessere Chancen erhoffen. [...]

Suggested Citation

  • Knabe, André & Aretz, Benjamin & Biemann, Melanie & Braack, Mirko Kilian & Hanauer, Denise & Kundler, Lisa & Samula, Paul & Schwichtenberg, Nathalie & Klärner, Andreas, 2018. "Die alltägliche Bewältigung von Armut: Individuelle Handlungsstrategien unter der Bedingung materieller Knappheit in städtischen und ländlichen Räumen Mecklenburg-Vorpommerns," Thünen Working Papers 109, Johann Heinrich von Thünen Institute, Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries.
  • Handle: RePEc:zbw:jhtiwp:109
    DOI: 10.3220/WP1541166325000
    as

    Download full text from publisher

    File URL: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/184861/1/1039867782.pdf
    Download Restriction: no

    File URL: https://libkey.io/10.3220/WP1541166325000?utm_source=ideas
    LibKey link: if access is restricted and if your library uses this service, LibKey will redirect you to where you can use your library subscription to access this item
    ---><---

    More about this item

    Keywords

    Armut; Großstadt; ländliche Räume; Mobilität; soziale Netzwerke; qualitative Interviews; poverty; city; rural areas; mobility; social networks; qualitative interviews;
    All these keywords.

    JEL classification:

    • I30 - Health, Education, and Welfare - - Welfare, Well-Being, and Poverty - - - General
    • J60 - Labor and Demographic Economics - - Mobility, Unemployment, Vacancies, and Immigrant Workers - - - General
    • Z13 - Other Special Topics - - Cultural Economics - - - Economic Sociology; Economic Anthropology; Language; Social and Economic Stratification

    NEP fields

    This paper has been announced in the following NEP Reports:

    Statistics

    Access and download statistics

    Corrections

    All material on this site has been provided by the respective publishers and authors. You can help correct errors and omissions. When requesting a correction, please mention this item's handle: RePEc:zbw:jhtiwp:109. See general information about how to correct material in RePEc.

    If you have authored this item and are not yet registered with RePEc, we encourage you to do it here. This allows to link your profile to this item. It also allows you to accept potential citations to this item that we are uncertain about.

    We have no bibliographic references for this item. You can help adding them by using this form .

    If you know of missing items citing this one, you can help us creating those links by adding the relevant references in the same way as above, for each refering item. If you are a registered author of this item, you may also want to check the "citations" tab in your RePEc Author Service profile, as there may be some citations waiting for confirmation.

    For technical questions regarding this item, or to correct its authors, title, abstract, bibliographic or download information, contact: ZBW - Leibniz Information Centre for Economics (email available below). General contact details of provider: https://edirc.repec.org/data/vtigvde.html .

    Please note that corrections may take a couple of weeks to filter through the various RePEc services.

    IDEAS is a RePEc service. RePEc uses bibliographic data supplied by the respective publishers.