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Verfremdung der Genossenschaften im Nationalsozialismus: Gemeinnutzvorrang und Führerprinzip

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  • Ringle, Günther

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[Schlussbemerkungen] Aus heutiger Sicht mag die Spanne überlieferter Einstellungen der Genossenschaften und ihrer Leiter zum nationalsozialistischen Umbruch nur schwer verständlich sein. Reichten doch die Verhaltensweisen von vorauseilender Zustimmung über passiv abwartende Duldung bis hin zu offener Ablehnung der NS-Herrschaft. Letztere trotz der sich recht bald abzeichnenden Gewissheit, dass der geballten Energie eines totalitären Systems nichts entgegenzusetzen sein würde. Der Wandel lässt sich in wenige Sätze fassen: Erstens wurde dem Genossenschaftsgedanken ein ganz neuer Sinn befohlen. Er wurde in eine größere Form gegossen, indem er eine Ausweitung von der Genossenschaft der Mit-glieder zur Genossenschaft der Gemeinschaft aller Volksgenossen erfuhr (Kroll 1940: 103), die auch, ja in erster Linie dem Gemeinnutz zu dienen hatte. Was darunter genau zu verstehen war, blieb im praktischen Wirtschaften für viele der unter staatliche Kontrolle geratenen Genossenschaftsleiter unbestimmt und musste insoweit als ein Schlagwort der nationalsozialistischen Propaganda empfunden werden, für dessen Umsetzung allerdings eine zweckdienliche Anleitung fehlte. Zweitens blieb im Zuge einer Neuausrichtung der Genossenschaftspolitik auf den Staat und seine Organisationen (z. B. Reichsnährstand, Deutsche Arbeitsfront, Wirtschafts- und Fachgruppen) die Selbstverwaltung auf der Strecke (Kroll 1940: 104). Auch die Handlungsfreiheit der Geschäftsführung von Genossenschaftsunternehmen war durch die Mitwirkung der von der Partei „Beauftragten“ und aufgrund der verlangten Berücksichtigung des öffentlichen Interesses bei Entscheidungen stark eingeengt. Das Ende des Führerstaats und das Ende des Weges Deutschlands mit Hitler ist bekannt und wurde uns besonders in „runden“ zeitlichen Abständen zu seiner Ernennung zum Reichskanzler, die eine Zäsur in der deutschen Geschichte markierte (Frei 2007: 7), von den Medien nachdrücklich vor Augen geführt: Untergang des Deutschen Reiches, ein Land in Trümmern und von den Siegermächten besetzt. Es folgte der Wiederaufbau, auch des Genossenschaftssektors - aber das ist nicht mehr Gegenstand unseres Themas.

Suggested Citation

  • Ringle, Günther, 2018. "Verfremdung der Genossenschaften im Nationalsozialismus: Gemeinnutzvorrang und Führerprinzip," Wismar Discussion Papers 01/2018, Hochschule Wismar, Wismar Business School.
  • Handle: RePEc:zbw:hswwdp:012018
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    • L31 - Industrial Organization - - Nonprofit Organizations and Public Enterprise - - - Nonprofit Institutions; NGOs; Social Entrepreneurship
    • L38 - Industrial Organization - - Nonprofit Organizations and Public Enterprise - - - Public Policy
    • P13 - Political Economy and Comparative Economic Systems - - Capitalist Economies - - - Cooperative Enterprises

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