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Kamerun - Bericht zur Hauptexkursion 2022

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  • Kitzmann, Robert (Ed.)
  • Kulke, Elmar (Ed.)

Abstract

„L‘Afrique en miniature“ (ganz Afrika im Kleinen) ist eine gängige und sicherlich auch zutreffende Referenz auf Kamerun, reicht das Land doch mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von mehr als 1.200 Kilometern von den Ausläufern des Sahel mit einem trockenheißen Steppenklima und Dornensavannen-Vegetation im Norden bis hin zu den tropischen Regenklimaten mit üppiger Regenwaldvegetation im Süden – bis auf Kameruns Nachbarland Nigeria kann kein anderes Land in Afrika eine solche Diversität bezüglich Klima- und Vegetationszonen aufweisen. Doch nicht nur bezüglich des Naturraums kann Kamerun stellvertretend für weite Teile Subsahara-Afrikas stehen, finden sich doch im Land Potentiale und Herausforderungen, welche in vielen anderen Staaten des Kontinents beobachtet werden können. So weist das Land einen enormen Rohstoffreichtum auf, der sich insbesondere auf Erdöl und -gas sowie Holz bezieht. Darüber hinaus bietet die klimatische Diversität die Möglichkeit zur landwirtschaftlichen Diversifizierung. Insbesondere die Region im Südwesten des Landes um den Mt. Cameroon kann mit vulkanischen Böden als Gunstraum gesehen werden (Beiträge von PIETSCH/BLANK und HOFFMANN/HOFFMANN). Darüber hinaus weist Kamerun mit einem Medianalter von 18,4 Jahren eine enorm junge Bevölkerung auf – ca. 63 % der Einwohner*innen des Landes sind unter 24 Jahre alt und stellen dementsprechend ein enormes Kapital an Fachkräften dar. Zu guter Letzt bietet die enorme Vielfalt des Naturraumes, jedoch auch kulturelle Gegebenheiten sowie historische Entwicklungen, ein großes Potential für eine touristische Inwertsetzung des Landes (Beitrag von ANDERSEN/CASTIBLANCO). Diese Potentiale können jedoch kaum genutzt werden, da es dem Land aufgrund mangelnden Kapitals und dadurch mangelnde Investitionen an einer industriellen Basis fehlt, um aus dem Reichtum aus Rohstoffen und dem agrarischen Potential eine nennenswerte eigene Wertschöpfung zu generieren. Folglich kann auch die junge Bevölkerung kaum in den formellen Arbeitsmarkt eingebunden werden, sodass im ländlichen Raum oft Subsistenzwirtschaft mit nur geringen Zuverdienstmöglichkeiten und in städtischen Agglomerationen informelle Wirtschaftsaktivitäten zu beobachten sind (Beitrag von KEIBEL et al.). Hierbei kommt es zu zunehmenden Wanderungsbewegungen in die Städte, sodass Kamerun mit einer Urbanisierungsrate von 3,4 % ein rasantes Städtewachstum verzeichnet (Beitrag von MALE et al.), welches wiederum zu einer Zunahme informeller Aktivitäten führt, da die städtischen Arbeitsmärkte diesen enormen Bevölkerungszustrom nicht auffangen können. Aufgrund dieser geringen Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten kommt es in Kamerun zu einer intensiven Abwanderung junger und gutausgebildeter Einwohner*innen in Länder des Globalen Nordens, insbesondre nach Europa und Kanada – dieser Abfluss von Humankapital schwächt die wirtschaftliche Entwicklung Kameruns zusätzlich. Ferner stellt auch das autokratische politische System um den Machthaber Paul Biya ein weiteres internes Hemmnis für eine positive wirtschaftliche Entwicklung, von der breite Schichten der Bevölkerung profitieren können, dar. Neben der weitverbreiteten Korruption im Land, ist es insbesondere der Konflikt im anglophonen Westteil Kameruns, welchen der Präsident aufgrund der Idee eines frankophonen Einheitsstaates eher mit harter Hand und weniger über Dialog zu lösen versucht, der die dortige wirtschaftliche Entwicklung hemmt (Beiträge von KIRCHNER et al. und STRATHMANN et al.). Somit gerät das Image des Landes als Stabilitätsanker in einer politisch eher instabilen Region zunehmend ins Wanken, was sich negativ auf dringend benötigte wirtschaftliche Investitionen auswirkt. Die Folge dieser wirtschaftlich unzureichenden eigenen Entwicklung sind zunehmender internationaler Einfluss, sei es durch Entwicklungszusammenarbeit mit Ländern des Globalen Nordens (Beitrag von SCHULZE et al.) oder jüngst durch intensive Investitionsbemühungen aus China (Beitrag von FRIEDRICH/VOGT). Diese Entwicklungen verstärken jedoch die immer noch vorhandenen und im Alltag wahrnehmbaren Abhängigkeiten des Landes aus der Kolonialzeit (Beitrag von EHLERMANN et al.) bzw. schaffen neue Abhängigkeiten. Die zukünftige Entwicklung des Landes ist somit maßgeblich von der Entwicklung der politischen Situation abhängig. Kann es nach dem Tod des aktuellen Präsidenten Paul Biya (immerhin bereits 90 Jahre alt) gelingen, eine politische Demokratisierung samt Befriedung des aktuellen Konfliktes im Westteil des Landes einzuleiten, könnte dies zur dringend benötigten Rechts- und Investitionssicherheit für ausländische Investments führen, wodurch die industrielle Basis des Landes und somit dessen gesellschaftliche Entwicklung gestärkt werden könnte. Aktuelle Einschätzungen deuten jedoch eher die Weitergabe der Macht an den Sohn des aktuellen Präsidenten an - was dies für die Entwicklung des Landes bedeutet, bleibt abzuwarten.

Suggested Citation

  • Kitzmann, Robert (Ed.) & Kulke, Elmar (Ed.), 2023. "Kamerun - Bericht zur Hauptexkursion 2022," EconStor Research Reports 285309, ZBW - Leibniz Information Centre for Economics.
  • Handle: RePEc:zbw:esrepo:285309
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    Kamerun; Exkursion; Geogaphie; Afrika;
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