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Umweltwandel und Migration: welche Handlungsperspektiven gibt es?

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  • Schraven, Benjamin

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Die Frage nach den Zusammenhängen zwischen Umweltwandel und Migration hat in den vergangenen Jahren eine immer größere Aufmerksamkeit sowohl in den Medien als auch in der Wissenschaft auf sich gezogen. Auch wenn es noch viele Unsicherheiten gibt, wie umweltbedingte Migration und ihre Auswirkungen genau auf den Begriff gebracht werden sollten, so lassen die Ergebnisse mehrerer großer internationaler Forschungsprojekte einige Rückschlüsse zum Zusammenhang zwischen Umweltwandel und Migration zu: Selten sind es ökologische Faktoren allein, die Migration bedingen. Migration ist in den allermeisten Fällen die Folge eines komplexen Zusammenspiels politischer, sozialer, ökonomischer und ökologischer Faktoren. In Gebieten, die schleichenden als auch schnell einsetzenden Umweltveränderungen ausgesetzt sind, ist Migration eher eine Anpassungs- als eine Überlebens­strategie. Migration, die im Kontext von Umweltwandel stattfindet, verläuft größtenteils innerhalb von Landesgrenzen oder Subregionen, aber nicht zwischen Kontinenten. Seit einiger Zeit werden Möglichkeiten diskutiert, den (völker-)rechtlichen Schutz von Menschen zu verbessern, die sich im Kontext von ökologischen Veränderungen zu Migration gezwungen sehen. Dabei erscheint aber weder die Option, die Genfer Flüchtlingskonvention um eine ökologische Komponente zu erweitern, noch die Möglichkeit, ein eigenständiges internationales Rechtsinstrument zum Schutz dieser Gruppe von Zwangsmigranten zu schaffen, besonders erfolgversprechend zu sein. Auf der Ebene der internationalen Kooperation ergibt sich ein Kohärenzproblem: Während einige internationale Organisationen das Thema Umwelt und Migration sehr aktiv angehen, ignorieren andere es nahezu vollständig. Auch bei den internationalen Klimaverhandlungen wurde das Thema erst 2010 in Cancún aufgegriffen. Bisher stellt der Zusammenhang zwischen Umweltwandel und Migration allerdings nur einen Randaspekt bei den Klimaverhandlungen dar. In vielen von Umweltwandel betroffenen Ländern ist klar die Tendenz erkennbar, interne Migration als Phänomen zu betrachten, welches es zu verhindern oder zumindest abzumildern gilt. So werden etwa viele (geplante) Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel als migrationseindämmend begriffen. Auf der Grundlage der Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Umweltwandel und Migration, des internationalen und nationalen Problembewusstseins und der in­ternationalen Rechtssituation lassen sich sechs Bereiche identifizieren, in denen gehandelt werden sollte: Statt die Genfer Flüchtlingskonvention zu erweitern oder eine eigene Konvention für „Umweltmigranten“ zu schaffen, sollten vorhandene Rechtsinstrumente gestärkt werden. Die einschlägigen UN- und Nicht-UN-Organisationen aus den Bereichen nachhaltige Entwicklung, Umwelt, Klima, Migration und humanitäre Hilfe sollten eine internationale Koordinationsstelle für Migration schaffen. Es sollte „Migrationsmanagement“ (etwa durch die Bereitstellung relevanter Information für Migranten) statt Migrationsverhinderung betrieben werden. Sowohl die städtischen als auch die ländlichen Lebensbedingungen sollten verbessert werden. Migranten und von Umweltwandel betroffene Bevölkerungsgruppen – viele leben in marginalen Verhältnissen – sollten in Entscheidungs- und Planungsprozesse einbezogen werden.

Suggested Citation

  • Schraven, Benjamin, 2012. "Umweltwandel und Migration: welche Handlungsperspektiven gibt es?," Analysen und Stellungnahmen 11/2012, German Institute of Development and Sustainability (IDOS).
  • Handle: RePEc:zbw:dieaus:112012
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