Neue Wege: Heuristik

Zusammenfassung Die Vision, die Veränderung des Mathematikunterrichts in einer Weise vorzunehmen, welche die Vermittlung heuristischer Strategien des Problemlösens in den Fokus rückt und die Mathematik als Produkt kognitiver, kreativer Prozesse im menschlichen Geist verständlich macht, scheint legitim vor dem Hintergrund zweier Zielsetzungen: Kurzfristig soll den Reformbemühungen auf der Basis der Bildungsstandards zum Erfolg verholfen werden, und längerfristig soll die Schlüsselstellung der Mathematik für das Verständnis von Zusammenhängen und Handlungsmustern, die zu Problemlöseprozessen führen, für die schulische Bildung nutzbar gemacht werden. Unverzichtbar dafür ist eine sekundarschulorientierte Kategorisierung von Heurismen, die aus Lehrersicht praktikabel unter Beachtung des Spiralprinzips gelehrt und aus Schülersicht sinnstiftend erlernt werden können. Eine solche Systematik nach Krichel und Stiller wird in diesem Kapitel vorgestellt und an charakteristischen Beispielen erläutert. Die Betrachtungen zu den Zusammenhängen zwischen Problemlösen und Mathematikdidaktik (Kap. 2 und 3) sowie der kritische Blick auf die gegenwärtige Situation und die jüngsten Entwicklungen im deutschen Bildungssystem (Kap. 4) lassen kaum Zweifel, dass die angestrebten Veränderungen auch nach inzwischen über 15 Jahren seit Einführung der Bildungsstandards nicht die erhofften und erwarteten Erfolge erzielen. Neben den bereits herausgearbeiteten Defiziten liegt eine entscheidende Schwäche der aktuellen Lehrplanschriften darin, dass die fundamentale Rolle des Problemlösens zugleich anerkannt und verkannt wird.