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Non-rated Impact Bonds auf dem österreichischen Kapitalmarkt: Das Beispiel der Don Bosco Ecuador-Anleihe

In: Positives Impact Investing

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  • Jasmin Güngör

    (Don Bosco Finanzierungs GmbH)

Abstract

Zusammenfassung Die österreichische NGO Jugend Eine Welt ist seit 2006 im Bereich Impact Investing tätig. Erste Schritte in diese Richtung gingen von Fundraising-Aktivitäten für verschiedenste Bildungsprojekte der Salesianer Don Boscos aus, einem der drei größten katholischen Orden für Männer mit rund 15.000 Mitgliedern in 133 Ländern. Beim Ausbau der Universidad Politécnica Salesiana (UPS), einer 1994 von den Salesianern Don Boscos in Ecuador gegründeten Privatuniversität, die Sozialprogramme für einkommensschwache Studenten anbietet, wurde deutlich, dass ein zinsgünstiges Darlehen eine weitaus größere Wirkung haben kann als eine Spende. Aufgrund dieser Erkenntnis konnte Jugend Eine Welt die damalige Investkredit Bank AG in Österreich von diesem Projekt überzeugen und der erste Kredit, ein Betrag von 5,2 Mio. US-Dollar, wurde als klassische Bankfinanzierung an den USV überwiesen. In den folgenden Jahren begannen sich Stiftungen für die sozialen Unternehmungen des Ordens in Ecuador zu interessieren, und neben dem USV wurden zwei Don Bosco Druckereien und ein Programm für Mikrokredite mit Krediten unterstützt. Im Jahr 2009 wurde die erste Don Bosco Ecuador Anleihe als Privatplatzierung am österreichischen Kapitalmarkt begeben. Ziel war es, dem USV ein weiteres Darlehen für den weiteren Ausbau zur Verfügung zu stellen. Jugend Eine Welt konzipierte das Projekt in Zusammenarbeit mit der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG und erreichte damit einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Lösung einer Reihe von rechtlichen Schwierigkeiten, darunter das Problem des verbotenen Einlagengeschäfts im Sinne des § 1 Abs. 1 Z 1 BWG. Konkret ist es durch die Begebung einer Anleihe rechtlich zulässig, Kapital von mehreren Anlegern einzusammeln, ein Vorgang, der außerhalb des Wertpapiergeschäftes nur Banken mit entsprechender Konzession erlaubt ist (§ 1 Abs. 1 Z 3 BWG). Die Don Bosco Finanzierungs GmbH, eine ebenfalls im Jahr 2009 gegründete gemeinnützige Tochtergesellschaft von Jugend Eine Welt, übernahm bei dieser Anleihe die Rolle des Emissionsinstituts. Die Raiffeisen-Landesbank Tirol AG beteiligte sich als Lead Manager und betreute den Verkauf der Anleihe mit einem Kupon von 3,875 % p.a. über 6 Jahre. Die primäre Zielgruppe waren kirchliche Investoren in Österreich, die insgesamt 6,3 Mio. € in das Projekt einbrachten. Die Mindestanlagesumme wurde auf 100.000 € festgelegt. Im November 2015 wurde die Anleihe zurückgezahlt, was ein erfolgreiches Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen dem NGO-Sektor, der Finanzindustrie und der römisch-katholischen Kirche in Österreich darstellt. Ab 2009 konnte der USV 7660 zusätzliche Studienplätze anbieten. Zu Beginn des Studienjahres 2015/2016 waren 23.557 Studierende an den drei Standorten Quito, Cuenca und Guayaquil eingeschrieben. Da die volle Kapazität noch nicht ausgeschöpft ist, haben die Salesianer Don Boscos in Ecuador Jugend Eine Welt um weitere finanzielle Unterstützung für eine dritte Ausbaustufe gebeten. Aufgrund der immer strenger werdenden gesetzlichen und behördlichen Auflagen konnte die Raiffeisen-Landesbank Tirol AG eine weitere Don Bosco-Anleihe als Projektpartner nicht mehr unterstützen. In Kooperation mit der Erste Bank Group AG, einem führenden Finanzdienstleister in Zentraleuropa, wurden ab 2015 zwei neue Anleihen, eine in Euro und eine in US-Dollar, begeben, die beide bis zum 29. Juni 2021 laufen und mit einem jährlichen Kupon von 1,5 % ausgestattet sind. Mit diesen Anleihen will Jugend Eine Welt 10 Mio. € für den USV bereitstellen. Emittent ist wieder die Don Bosco Finanzierungs GmbH, wobei die Erste Bank Group AG nicht Konsortialführer, sondern Zahlstelle ist, um etwaige Haftungsrisiken auszuschalten. Trotz positiver Entwicklungen wie der Einführung eines neuen Alternativfinanzierungsgesetzes in der zweiten Jahreshälfte 2015, das alternative Finanzierungsformen für Start-ups und KMUs regelt, wird es immer schwieriger, nicht geratete Impact Bonds zu platzieren, die nicht der Wertpapierprospektpflicht unterliegen und eine Mindestinvestition von 100.000 € erfordern. Es ist unbestritten, dass die Don Bosco Finanzierungs GmbH von mehreren Personen in Österreich und Deutschland unterstützt wird, die sich für die Themen Impact Investing und Ethik und Nachhaltigkeit im Finanzsektor interessieren. Ohne den engagierten Einsatz einzelner Banken und Finanzexperten wäre es für Jugend Eine Welt praktisch unmöglich gewesen, diese jahrelange Erfolgsbilanz zu erreichen. Dies war ein wesentlicher Pull-Faktor in diesem Prozess, der nach der Finanzkrise 2007 zusätzlich an Dynamik gewonnen hat. Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von Push-Faktoren, die den Fortschritt von Impact Investing in Österreich behindern. Dazu zählen die Beraterhaftung, die Banken vom Vertrieb des Produkts abhält, die gesetzlich vorgeschriebene Nicht-Investierbarkeit im Treuhandbereich, die Versicherungen, Vorsorgekassen und andere Fonds betrifft, sowie die hohe Mindestzeichnungssumme, da es sich aus Kostengründen und wegen des geringen Volumens um eine Privatplatzierung handelt. Letztlich ist der Verkauf nur in einem Segment von qualifizierten privaten und institutionellen Anlegern möglich, die echtes Vertrauen in den Namen Don Bosco haben und bereit sind, ohne finanzielles Rating zu investieren und das Risiko eines Ausfalls selbst zu tragen. In diesem Papier werden die Pull- und Push-Faktoren diskutiert, die diesen Prozess begleiten. Es basiert auf qualitativen Interviews mit fünf Bank- und Finanzexperten mit Verbindungen zu Jugend Eine Welt. Diese Interviews geben ein klares Bild der aktuellen Situation von Non-Profit-Organisationen, die in Österreich im Bereich Impact Investing in den verschiedensten Sektoren wie Entwicklungszusammenarbeit und Social Entrepreneurship aktiv werden wollen. An dieser Kontaktstelle zur Finanz- und Wirtschaftswelt besteht ein enormes Potenzial für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Das internationale Finanzsystem befindet sich nicht nur aufgrund der jüngsten Divestment-Aufrufe in einer Umbruchphase. Einige Investoren beziehen bereits seit Jahren ESG-basierte Ansätze in ihre Anlageentscheidungen ein. Was dem Impact Investing noch fehlt, ist ein geeigneter rechtlicher Rahmen und damit Produkte, die sowohl für institutionelle als auch für private Anleger akzeptabel sind.

Suggested Citation

  • Jasmin Güngör, 2023. "Non-rated Impact Bonds auf dem österreichischen Kapitalmarkt: Das Beispiel der Don Bosco Ecuador-Anleihe," Springer Books, in: Karen Wendt (ed.), Positives Impact Investing, pages 207-226, Springer.
  • Handle: RePEc:spr:sprchp:978-3-031-31297-7_10
    DOI: 10.1007/978-3-031-31297-7_10
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