Editor
Author
Listed:
- Graf, Birthe
- Tietmeyer, Jan
Abstract
Die vorliegende qualitative Studie untersucht die Schnittstelle und Kooperation zwischen Jugendamt, insbesondere dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD), und der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) in Deutschland. Im Fokus steht die Fragestellung, welche Maßnahmen zur Verbesserung und nachhaltigen Gestaltung der Zusammenarbeit beider Institutionen geeignet sind, um betroffene Kinder, Jugendliche und ihre Familien bestmöglich zu unterstützen. Zunächst wird im theoretischen Teil die institutionelle Ausgangslage analysiert. Das Jugendamt, eingebettet in die kommunale Verwaltung, ist als Träger der öffentlichen Jugendhilfe gemäß SGB VIII für die Förderung von jungen Menschen und für die Gewährleistung des Kindeswohls zentral verantwortlich. Die KJP übernimmt gemäß SGB V und §35a SGB VIII die Behandlung und Diagnostik psychischer Störungen und seelischer Behinderungen. Beide Systeme überschneiden sich, wenn psychosoziale und psychische Problemlagen bei Kindern und Jugendlichen auftreten - insbesondere bei Fällen, in denen Hilfen zur Erziehung und psychische Versorgung kombiniert werden müssen. Die Zusammenarbeit an dieser institutionellen Schnittstelle wird von der Literatur als notwendig, gleichwohl als herausfordernd und teilweise unzureichend organisiert beschrieben. Unterschiedliche institutionelle Kulturen, rechtliche Grundlagen, Kommunikationsbarrieren und divergierende Zielsetzungen erschweren einen nahtlosen Übergang und die gemeinsame Verantwortung. Psychisch auffällige oder erkrankte junge Menschen und deren Familien geraten damit oft in komplexe Unterstützungssettings zwischen Jugendhilfe und Gesundheitssystem, wobei die Verantwortung im Einzelfall nicht immer klar zugeordnet ist. Empirisch werden in dieser Studie anhand von neun leitfadengestützten, problemzentrierten Interviews mit Fachkräften aus ASD und KJP sowohl die Perspektiven der öffentlichen Jugendhilfe als auch der Psychiatrie erfasst. Die Auswertung erfolgt mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Zusammenarbeit generell als sehr bedeutend angesehen und insbesondere bei komplexen Fallkonstellationen als unverzichtbar bewertet wird. Die Fachkräfte beider Systeme betonen, dass nur durch einen abgestimmten, regelmäßigen Austausch und gegenseitiges Vertrauen tragfähige Lösungen für die Betroffenen entwickelt werden können. Die Studie leitet aus ihrer empirischen Analyse konkrete Handlungsempfehlungen ab: Die Einführung regelmäßiger institutionalisierter Austauschformate ("Qualitätszirkel", gemeinsame Teamsitzungen), eine stärkere räumliche und digitale Vernetzung (geteilte Büroräume, digitale Fallmanagement-Plattform), Integration von Hospitationen und gemeinsamen Fortbildungen in das Onboarding sowie eine systematische und partizipative Elternarbeit sollen die Effizienz, Transparenz und das gegenseitige Verständnis verbessern. Zusätzlich wird die Einführung eines datenschutzkonformen digitalen Tools für das interinstitutionelle Fallmanagement vorgeschlagen.
Suggested Citation
Graf, Birthe & Tietmeyer, Jan, 2025.
"Explorative Untersuchung der Schnittstelle von Jugendamt und Kinder-und Jugendpsychiatrie,"
ifpm Schriftenreihe,
FOM Hochschule für Oekonomie & Management, ifpm Institut für Public Management, volume 8, number 324150 edited by FOM Hochschule für Oekonomie & Management, ifpm Institut für Public Management.
Handle:
RePEc:zbw:fomipm:324150
Download full text from publisher
Corrections
All material on this site has been provided by the respective publishers and authors. You can help correct errors and omissions. When requesting a correction, please mention this item's handle: RePEc:zbw:fomipm:324150. See general information about how to correct material in RePEc.
If you have authored this item and are not yet registered with RePEc, we encourage you to do it here. This allows to link your profile to this item. It also allows you to accept potential citations to this item that we are uncertain about.
We have no bibliographic references for this item. You can help adding them by using this form .
If you know of missing items citing this one, you can help us creating those links by adding the relevant references in the same way as above, for each refering item. If you are a registered author of this item, you may also want to check the "citations" tab in your RePEc Author Service profile, as there may be some citations waiting for confirmation.
For technical questions regarding this item, or to correct its authors, title, abstract, bibliographic or download information, contact: ZBW - Leibniz Information Centre for Economics (email available below). General contact details of provider: https://edirc.repec.org/data/fommmde.html .
Please note that corrections may take a couple of weeks to filter through
the various RePEc services.