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Marktkonforme Versicherungspflicht für Naturkatastrophen: Bausteine einer Elementarschadenversicherung

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  • Reimund Schwarze
  • Gert G. Wagner

Abstract

Die Flutkatastrophe vom Sommer 2002 offenbart ein Dilemma bei der Absicherung gegen Elementarschäden. Während sich die „kühl kalkulierenden“ Privatversicherer angesichts einer wachsenden Zahl von Naturkatastrophen gezielt aus der Deckung von Elementarschäden wie Sturm und Überschwemmung zurückziehen, vermindern Soforthilfen und private Spenden systematisch den Anreiz für die Betroffenen, das Schadensrisiko durch Schutzmaßnahmen möglichst gering zu halten. Gemeinden und Länder vertrauen darauf, dass bei Eintritt eines Schadens der Bund für die Schadensbeseitigung aufkommt, und betreiben daher eine unzureichende Risikovorsorge. Verstärkt wird das Dilemma noch durch die zu beobachtende Überschätzung des Schadensausmaßes unmittelbar nach einer Naturkatastrophe; unnötig hohe private Spenden und überdimensionierte staatliche Ad-hoc-Hilfen sind die Folge. Der damit verbundene Entzug von privater Kaufkraft und staatlichen Investitionsmitteln schädigt die Konjunktur über Gebühr und beeinträchtigt die Glaubwürdigkeit der Wirtschaftspolitik. Mit einer allgemeinen Versicherungspflicht für Elementarschäden könnten die skizzierten Probleme weitgehend gelöst werden. Die Grundidee einer praktikablen Elementarschadenversicherung ist zweigeteilt: Erstens sollten alle wesentlichen Elementarschäden (Sturm, Hochwasser, Erdbeben usw.) gemeinsam versichert werden. Die Zusammenlegung garantiert die Diversifikation der Risiken. Außerdem sorgt sie dafür, dass der Kreis der potentiell Gefährdeten möglichst breit ist. Dies steigert die Akzeptanz der neuen Versicherungsform. Zweitens sollten im Fall von Hochwasser nur „Jahrhundertschäden“ abgesichert werden. Für nicht gefährdete Gebiete ist das praktisch jedes Hochwasser. In gefährdeten Gebieten werden dagegen regelmäßig auftretende Überschwemmungen nicht versichert, da dort Eigenvorsorge vernünftiger ist. Allerdings muss bei sich häufenden Schäden, wie sie im Bereich der Naturkatastrophen üblich sind, der Staat als Letztversicherer aktiv werden. Diese staatliche Mitwirkung sollte jedoch strikt auf die Deckung von Megaschäden beschränkt sein.

Suggested Citation

  • Reimund Schwarze & Gert G. Wagner, 2003. "Marktkonforme Versicherungspflicht für Naturkatastrophen: Bausteine einer Elementarschadenversicherung," DIW Wochenbericht, DIW Berlin, German Institute for Economic Research, vol. 70(12), pages 183-189.
  • Handle: RePEc:diw:diwwob:70-120-10
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    Cited by:

    1. Reimund Schwarze & Gert G. Wagner, 2006. "The Political Economy of Natural Disaster Insurance: Lessons from the Failure of a Proposed Compulsory Insurance Scheme in Germany," Discussion Papers of DIW Berlin 620, DIW Berlin, German Institute for Economic Research.
    2. Angela Köppl & Franz Sinabell, 2003. "Hochwasserschutz in der Wachau. Eine Kosten-Wirksamkeitsanalyse von Baumaßnahmen in Dürnstein, Spitz und Weißenkirchen," WIFO Studies, WIFO, number 24567, February.
    3. Franz Sinabell & Thomas Url, 2006. "Versicherungen als effizientes Mittel zur Risikotragung von Naturgefahren," WIFO Studies, WIFO, number 28181, February.
    4. Schwarze, Reimund & Wagner, Gert G., 2005. "Versicherungspflicht gegen Elementarschäden: Ein Lehrstück für Probleme der volkswirtschaftlichen Politikberatung," Discussion Papers 2005/4, Technische Universität Berlin, School of Economics and Management.
    5. Torsten Steinrücken, 2008. "Wirtschaftspolitische Grundsätze der Gestaltung von Risikotransfersystemen für Naturgefahren," Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung / Quarterly Journal of Economic Research, DIW Berlin, German Institute for Economic Research, vol. 77(4), pages 80-97.

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