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Thesen zur sogenannten Währungskrise

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  • Giersch, Herbert

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Die Vereinigten Staaten zeigen sich entschlossen, ihr Produktionspotential besser auszunutzen und zugleich ihr Zahlungsbilanzdefizit zu vermindern: Sie wollen mehr produzieren, mehr exportieren und weniger importieren. Es ist, als ob sie für den Schaden, den sie der Welt durch Oberbeanspruchung der realen Ressourcen in der Zeit der Dollarflut zugefügt haben, durch ein Mehrangebot an Gütern Wiedergutmachung leisten wollten. Wenn die übrige Welt nicht bereit ist, diese Wiedergutmachung zu akzeptieren, könnte1^ der Versuch der Vereinigten Staaten ebenso scheitern und zu einer Weltwirtschaftskrise beitragen, wie das Bemühen des Deutschen Reiches in der Zwischenkriegszeit, die von den Alliierten geforderten Reparationsleistungen aufzubringen und zu übertragen. Da die Welt eher an Armut als an Oberfluß leidet, liegt die Absorption der „amerikanischen Wiedergutmachung" im volkswirtschaftlichen Interesse der Partner Amerikas ebenso wie im Interesse des weltwirtschaftlichen Gleichgewichts. Die Reparationsdebatte der Zwischenkriegszeit lehrt, daß die Güterübertragung nur gelingen kann, wenn die Empfängerländer entweder die wirksame Nachfrage erhöhen oder eine Verbesserung der Wettbewerbsposition der amerikanischen Unternehmen zulassen. Die Bundesrepublik Deutschland hat, indem sie zu einem freien Wechselkurs übergegangen ist und soweit sie davon Abstand genommen hat, im Interesse der Wettbewerbsposition ihrer eigenen Produzenten den Dollar künstlich zu stützen, ihren Beitrag zur Lösung des Transferproblems geleistet. Bei freiem Wechselkurs hat es die Bundesbank in der Hand, zu bestimmen, ob dieser Beitrag - wie bisher - hauptsächlich über die Abwertung des Dollars gegenüber der D-Mark oder mehr als bisher über eine - geldpolitisch induzierte - Expansion der Nachfrage in der Bundesrepublik geleistet werden soll. Ob, wann und wieviel die Weichen mehr auf Expansion gestellt werden sollen, ist eine rein stabilitätspolitische Frage. Künstlich den Dollarkurs zu stützen oder bei einer Neufestsetzung der Paritäten einen Dollar-Kurs zu fixieren, bei dem die Bundesbank Dollar aufnehmen muß, hieße, die Annahme der „amerikanischen Wiedergutmachung" teilweise oder ganz zu verweigern und die Lehren der Zwischenkriegszeit zu mißachten. Für die Bundesrepublik bedeutete dies zugleich die Verweigerung eines Stabilitätsimports, den Verzicht auf die Chance, einen großen Nachholbedarf im öffentlichen Sektor zu decken und den Versuch, jenes exportgetriebene Industriewachstum fortzusetzen, das zur Exportlastigkeit unserer Volkswirtschaft und dadurch zum Ungleichgewicht der Weltwirtschaft beigetragen hat.

Suggested Citation

  • Giersch, Herbert, 1971. "Thesen zur sogenannten Währungskrise," Kiel Discussion Papers 15, Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel).
  • Handle: RePEc:zbw:ifwkdp:15
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